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Internationales Budo-Karate Seminar mit André Bertel Shihan (7. Dan) vom 04.-05. Februar 2023 in Freital

Relax, Snap: Karate works!

Die Vorfreude auf unseren Lehrgang in Freital währte lange - mehrmals musste das Karate-Seminar mit Shihan André Bertel (7. Dan) aufgrund der Pandemie verschoben werden. Am 04. und 05. Februar 2023 konnten wir ihn endlich erneut in Freital begrüßen.

Für mich war es das dritte Seminar-Wochenende mit Sensei Bertel. Ich wusste mit meinem 4. Kyu, dass mich ein anspruchsvolles Wochenende erwartet. Ich wusste, dass ich in der Halle voller Dan-Träger ganz am Rand trainieren werde. Ich wusste, dass ich mit einigen blauen Flecken rechnen muss. Und ich freute mich riesig auf das alles.

Sensei Stephan Pilz (4. Dan) hatte die organisatorischen Fäden in der Hand und einen direkten, privaten Draht zu André Bertel. Ihm ist es zu verdanken, dass wir Mitglieder des Shotokan-Karatevereins Freital ein besonderes Privileg genießen durften: Am Vorabend des Lehrganges erteilte uns André Bertel in unserem Dojo zwei Trainingseinheiten.

Er war gerade erst angekommen und entschuldigte sich bei uns wegen seines Jetlags. Welche Müdigkeit? Mit ungebremster Power wirbelte er los. Die Anfänger erhielten eine eindrucksvolle Lektion in Begrüßungsetikette und Ausführung der Grundtechniken, die höher Graduierten feilten danach unter dem aufmerksamen Blick des Sensei an ihrer Explosivität und Koordination. Alle waren wie gebannt – besonders unsere kleinen Karatekas. „Snap!“ war einer seiner eindringlichsten Aufforderungen - gemeint sind die geschnappten, blitzschnellen Techniken im Karate. Ein weiterer oft zu hörender Hinweis war die Ermahnung „Relax!“, weil wir viel zu angespannt die Umsetzung seines Trainings angingen. Schultern runter – entspannt! Muskeln locker – schnappen! Mein Mühe damit war hoffentlich nicht so deutlich sichtbar.

Am Samstag waren viele Mitglieder unseres Vereins schon früh auf den Beinen, um den reibungslosen Ablauf des Karate-Seminars abzusichern. Aufgeregt waren wir alle, aber wir hatten ja schon Übung – 2019 haben wir André Bertel schon einmal in Freital begrüßt. Und mit einem Mal wurde Freital zum Zentrum internationalen Karates: ca. 200 Karateka aus 17 Nationen belebten nach und nach die Halle. Ähnlich sah das Freitals Bürgermeister in seiner Eröffnungsrede - beeindruckt beobachtete er noch eine Weile den gut gelaunten André Bertel in der Sporthalle voller aufmerksamer Karatekas.

Ich war jetzt total fokussiert, wollte alles richtig machen und wusste doch – es wird mir nicht gelingen. Nach der Erwärmung durch Sensei Marco Herrmann (4. Dan) legte André Bertel viel Wert auf das Training von grundlegenden Techniken. Eindrucksvoll zeigte er jede zu übende Technik, jede zu übende Drehung oder jeden zu übenden Sprung vor - auch gern mehrmals und jedes Mal perfekt. Und wir Teilnehmer setzen seinen Anspruch an die Technik in die eigene Bewegung um - manche schafften das fast ebenso perfekt. Manche wie ich eher so ähnlich.

Die diesjährige Kata, die uns Sensei Bertel im Seminar lehrte, war die originale Version der Kata Suishu (Wasserhände), welche ihm persönlich von seinem Meister Tetsuhiko Asai gelehrt wurde. Diese anspruchsvolle Kata ahmt den Lauf des Wassers nach. Dementsprechend trainierten wir den Wechsel von fließenden und energievollen Bewegungen, von Geschwindigkeit, Rotation und Kraft. Jede vom Sensei vorgeführte Arm- und Fußtechnik, jede Bewegung oder Stellung waren für mich Ideale, die umzusetzen höchste Konzentration erforderten. Am Ende des Tages war ich erschöpft, erwartungsgemäß unzufrieden mit mir, aber glücklich.

Immer wieder zeigte André Bertel die Kata mit Bunkai, um die Effektivität der Techniken im Kampf nachzuweisen. Diese Demonstrationen waren jedes Mal ein Feuerwerk aus Energie, Geschwindigkeit und Kraft. André Bertels „Try this!“ war das Signal, seine Vorgaben am Partner umzusetzen: Schläge, Hebel, Tritte, Würfe. Vielen Dank an meine Trainingspartner für ihre Geduld – meine Unsicherheit nach jedem „Try this!“ war legendär. Doch die Atmosphäre in der Halle hat mich immer wieder ermutigt: überall waren motivierte Karateka mit einem Lächeln im Gesicht zu sehen – auch wenn sie gerade am Boden lagen.

Dieser erste Lehrgangstag ging aber nicht einfach so zu Ende - eine Party mit Buffet im Feldschlösschen Stammhaus in Dresden rundete den Tag ab.

Mit der Kata Suishu startete der Sonntag. Manche sah man vor dem Training, wie sie die 58 Bewegungen der Kata relativ sicher abliefen. Ich gehörte leider nicht dazu. Also hieß es erneut: volle Konzentration. Zusätzlich unterrichtete uns André Bertel in der kämpferischen Umsetzung und der Wirksamkeit traditionellen Karates. Dies übten wir stetig am Partner und gingen aus diesem Lehrgang mit der Gewissheit: „Karate works!“. Lange noch nahm sich Andre Bertel Zeit, mit einzelnen Lehrgangsteilnehmern zu sprechen, Fotowünsche zu erfüllen, Autogramme zu geben. Ich sah viele Karateka sich bei den Helfern bedankend noch ein letztes Brötchen oder einen letzten Kaffee nehmen. Schnell war mit unseren vielen fleißigen Händen alles wieder an seinem alten Platz.

Aber für uns Freitaler Karateka war noch nicht Schluss: Sensei André Bertel gab am Montag und am Dienstag noch interessante Trainingseinheiten in unserem Dojo. Nichts hätte mich von diesem Training fernhalten können. Irgendwann verwies er dabei auch auf seine lädierten Unterarme. Mich hat das irgendwie getröstet.

Mein Fazit: André Bertel lehrt nicht nur Karate. Er lehrt Begeisterung, Motivation und Technik, die den eigenen Körper zu Unglaublichem befähigt. Seine Art zu loben, zu wiederholen, anzuspornen und geduldig zu sein macht ihn zu einem sehr guten Lehrer. Ich verstehe, warum sogar Karatekas aus Kolumbien anreisen, um André Bertel in Freital zu erleben.

Wir bedanken uns bei Sensei André Bertel sowie allen Teilnehmern, Organisatoren und Helfern – gemeinsam wurde dieser Lehrgang ein unglaublich inspirierendes Event!

(Bericht von Anja Blume)