Was ist Karate?
Karate ist eine aus Okinawa (zu Japan gehörende Insel) stammende Kampfkunst,
die wörtlich übersetzt "leere Hand" bedeutet.
Karate ist eine Kampfkunst, die zwei Prinzipien miteinander verbindet, "Ikken-Hisatsu" und "Sun-Dome". "Ikken-Hisatsu" bedeutet das Töten mit einem Schlag, was die Schnelligkeit, Explosivität, Präzision und Entschlossenheit der jeweiligen Karate-Techniken zum Ausdruck bringt. "Sun-Dome" dagegen bedeutet das Abstoppen der Techniken ein "Sun" (ca. 3 cm) vor dem Partner, was für die absolute Kontrolle und den Respekt vor dem Partner steht.
Im Karate gibt es ähnlich wie in anderen Kampfsportarten 3 Disziplinen, das Kihon (Grundschule), die Kata (Formenlauf) sowie das Kumite (Partnerübungen bis hin zum Kampf), die gleichberechtigt nebeneinander stehen. Die Grundschule bildet im JKA-Karate die Grundlage. Zuerst erlernt man also die jeweiligen Techniken in ihrer Grundform oder auch in Kombinationen. Darauf baut sich dann Kata sowie Kumite im selben Maße auf. In der Kata werden die Grundschultechniken in eine fest vorgegebene Reihenfolge und Richtung gebracht. Die Kata stellt damit einen Kampf gegen einen oder mehrere imaginäre Gegner dar. Im Kumite (Kampf) gibt es wiederum verschiedene Formen des Übens. Am Anfang steht der so genannte "Einschritt-Kampf". Dabei wird mit nur einer einzigen Technik, die vorher angesagt wird, angegriffen. Der Verteidiger blockt und kontert diesen Angriff mit ebenfalls fest vorgegebenen Techniken. Diese Übung entwickelt sich dann über mehrere Stufen hinweg bis hin zum Freikampf ("Jiyu-Kumite") oder auch dem Kampf gegen mehrere Gegner ("Happo-Kumite").
Geschichte
Bereits im 14. Jahrhundert unterhielt Okinawa gute Handelskontakte zu Japan, China, Korea und Südostasien. Dadurch gelangten erste Einflüsse chinesischer Kampfkünste nach Okinawa, wo sie sich mit dem einheimischen Kampfsystem "Te" vermischten und sich so zum "Tode" oder "Okinawa-Te" weiterentwickelten.
Okinawa wurde in seiner Vergangenheit oft von Unruhen und Aufständen heimgesucht. Im 17. Jahrhundert gelang es dann japanischen Kriegern das Land zu besetzen. Um sich vor weiteren Aufständen zu schützen, wurde den Bewohnern des Landes von den jeweiligen Machthabern das Tragen von Waffen untersagt und auch das Üben der Kampfkünste wurde unter Strafe gestellt. Den Menschen blieb daher nichts anderes übrig, als ihre Kampfkunst im Geheimen zu üben.
Meister Yasutsune Itosu bewirkte eine starke Weiterentwicklung des Karate. Aus einer tödlichen Kriegskunst entwickelte er eine Kunst, die an den Schulen und Hochschulen zur Körperertüchtigung der Jungendlichen dienen konnte. Karate wurde 1902 offiziell in den Schulsport auf Okinawa integriert.
Funakoshi Gichin, der sein Wissen unter anderem von Itosu lernte, tat sich bei der Reform des Karate besonders hervor. Er begann Karate zu systematisieren und verstand es neben der reinen körperlichen Ertüchtigung auch als Mittel zur Charakterbildung.
In den Jahren von 1906 bis 1915 bereiste Funakoshi mit einer Auswahl seiner besten Schüler ganz Okinawa und hielt öffentliche Karatevorführungen ab.
In den darauffolgenden Jahren wurde der damalige Kronprinz und spätere Kaiser Japans Hirohito Zeuge einer solchen Aufführung und lud Funakoshi ein, bei einer nationalen Budoveranstaltung 1922 in Tokyo sein Karate in einem Vortrag zu präsentieren. Dieser Vortrag stieß auf großes Interesse und Funakoshi wurde eingeladen, seine Kunst im Kodokan praktisch vorzuführen. Die begeisterten Zuschauer, allen voran der Begründer des modernen Judo (Jigoro Kano), überredeten Funakoshi, am Kodokan zu bleiben und zu lehren. Zwei Jahre später, 1924, gründete Funakoshi sein erstes Dojo.
Nakayama Masatoshi (1913-1987) trat 1932 in die Takushoku-Universität ein, wo er unter Funakoshi und dessen Sohn Yoshitaka erstmals Karate kennenlernte. 1949 war er einer der Mitbegründer der Japan Karate Association, dem ersten offiziellem Karateverband, der Funakoshi Gichin zum obersten Technischen Berater ernannte. Er begann, das Karate-Training nach den Erkenntnissen der europäischen Sportwissenschaften umzustrukturieren. Er standardisierte Techniken und Übungsformen und griff scheinbar Funakoshis (Yoshitaka) Karateprinzipien wieder auf. Er führte Kata sowie Kumite als Wettkampfdisziplinen ein.
Schon Funakoshi hatte es sich zur Aufgabe gemacht, Techniken und Geist des Karate in der Welt zu verbreiten. Um dies zu erreichen, gründete die JKA 1956 ein Instruktoren-Ausbildungsprogramm im neu errichteten Honbu-Dojo in Tokio. Die Ausbildung dort dauerte drei Jahre. Im Anschluss begannen die Absolventen als Vollzeit-Instruktoren an japanischen Universitäten und in anderen Ländern zu unterrichten. So entstanden schnell zahlreiche nationale Organisationen in der Tradition der JKA.
Am 15. April 1987 starb Nakayama Masatoshi und die JKA begann zu zerfallen. Berühmte Trainer trennten sich nach und nach von der JKA und gründeten eigene Organisationen.
Karate in Deutschland
Am 1. April 1957 gründete der Judoka Jürgen Seydel in Bad Homburg das erste Karate-Dojo Deutschlands (Budokan Bad Homburg). Der Sport verbreitete sich sehr schnell und schon 1961 gründete sich der "Deutsche Karate-Bund" (DKB) als erster Karateverband Deutschlands. Dieser wurde ab 1967 vom JKA-Instruktor Kanazawa Hirokazu geleitet und 1970 von Ochi Hideo übernommen. 1993 gründete Sensei Ochi den "Deutschen JKA-Karate Bund" (DJKB) als deutschen Ableger der Japan Karate Association.